22.07.2022
Rückblick DLG Feldtage 2022
Nach 2018 fanden vom 14. – 16. Juni die DLG Feldtage 2022 auf dem Versuchsgut Kirschgartshausen der Südzucker bei Mannheim statt. 384 ausstellende Unternehmen, Verbände und Institutionen boten den Gästen an drei Tagen, mit zum Teil sommerlichen Temperaturen bis zu 33Åã Grad, viele interessante Informationen.
Auf mehr als 40 ha konnten Sortenversuche begutachtet, Maschinenvorführungen bestaunt und mit Ausstellern von Betriebsmitteln diskutiert werden. Auch wenn mit 15.000 Besuchern weniger Beuscher als erwartet kamen, war die DLG dennoch mit Klasse statt Masse sehr zufrieden. Hier wurde – wie bei der DeLuTa – auf Augenhöhe diskutiert.
Viele Besucher interessierten sich angesichts des Green Deal und der GAP besonders für Methoden des ökologischen Landbaues. Anbau, Fruchtfolgen und Pflegemaßnahmen dieser Bewirtschaftungsform gelten für die Politik als richtungsweisend und dienen damit auch für die konventionelle Landwirtschaft als Blaupause zukünftiger Landwirtschaft.
Besonderes im Pflanzenschutz, dem chemische Wirkstoffe in der Zulassung verloren gehen oder diese nur noch in geringerem Umfang eingesetzt werden dürfen, spielen in der Beikraut-Regulierung mechanische Verfahren eine immer größere Rolle. Wer nun aber glaubt, Striegeln und Hacken reduziert sich darauf Stahl und Eisen durch die Erde zu ziehen
wurde bei den Maschinendemonstrationen eines Besseren belehrt.
Sensoren und Aktoren erlauben auch bei höheren Geschwindigkeiten den gezielten Einsatz von mechanischen Werkzeugen im Bestand. So sind es vor allem die bekannten Hersteller von Spritztechnik, die entweder den chemischen Pflanzenschutz aus ihrem Sortiment streichen oder um Produkte mechanischer bzw. hybrider Lösungen erweitern.
Neu am Markt ist auch eine Technik, die eine Behandlung auf Basis elektro-chemischer Verfahren eine gezielte Unkrautregulation verspricht. Da sich viele phytosanitäre Aufgaben nicht immer mechanisch lösen lassen, erlauben optische Sensoren die gezielte Erkennung von Blattmustern oder Krankheiten, die dann gezielt mit chemischen Wirkstoffen behandelt werden.
Eine Herausforderung stellen auch die wachsenden Angebote von sogenannten Biostimulanzien dar. Mittel, die Pflanzen stressresilienter machen sollen oder die Nährstoffaufnahme verbessern. Was bei Ökobetrieben schon lange Alltagsgeschäft ist, bringt für die konventionelle Landwirtschaft neue Chancen mit sich. Doch so einfach ist es dennoch nicht, weil der Erfolg auch in der richtigen Behandlungsmethode liegt, die sehr viel mit den Standorteigenschaften zu tun hat.
Landwirtschaft ohne Digitalisierung ist nicht mehr denkbar.
Das gilt für die konventionellen Betriebe ebenso, wie für die Biobetriebe. Durchgesetzt haben sich vor allem Lenk- und Assistenzsystemen. Der Vorteil ist unmittelbar spürbar und ökonomisch bewertbar. Schwieriger wird es, wenn Technik miteinander vernetzt ist oder Anwendungssysteme miteinander kommunizieren.
So drehten sich viele Gespräche um die „letzte Meile der Digitalisierung“. Technik muss bedienbar sein und einen positiven Beitrag zum betriebswirtschaftlichen Ergebnis bieten. Doch davon fühlt sich die Praxis noch weit entfernt. Trotz der offensichtlichen Möglichkeiten fehlen Zeit und Know-how um die „Dinge ans Laufen zu bringen und zu halten!“. Vor allem aber immer wieder die Frage nach der Investitionssicherheit, der Beratung sowie der Implementierung von „digitalen .kosystemen“.
Ein High-Light ist seit vielen Jahren der Internationale Field Robot Event (FRE), der nunmehr bereits zum fünften Mal anlässlich der Feldtage stattfindet. Veranstalter ist die Universität Hohenheim in Kooperation mit der DLG und anderen europäischen Universitäten und Hochschulen.
Das FRE ist ein jährlich stattfindender Wettbewerb, bei dem internationale Studententeams aus Europa und der Welt mit ihren Feldrobotern um die beste Lösung von landwirtschaftlichen Mechanisierungsproblemen konkurrieren. Doch mittlerweile sind die Roboter erwachsen geworden. Der von AGCO Fendt bekannte gewordene Roboter XAVER, kaum größer als ein Bollerwagen, war ebenso zu sehen, wie autonom fahrende Traktoren und Zugmaschinen. Ob das allerdings die Antwort auf den Fachkräftemangel sein kann, ist zumindest kurzfristig zu bezweifeln. Zwar sind Fahrzeuge wie der AgXeed, an dem sich Amazone und CLAAS beteiligen, oder die von Krone und Lemken gemeinsam vorgestellte Konzeptstudie VTE auf dem Feld durchaus als tauglich zu bezeichnen – wenn man nur die Arbeit betrachtet. Wie jedoch kommen die Maschinen auf das Feld oder auf die Wiese? Wer baut die Anbaugeräte an und kontrolliert die Einstellungen? Was, wenn eine Fehlermeldung auftaucht und die Maschine repariert werden muss?
Auch wenn viele der gestellten Fragen noch eine Weile unbeantwortet bleiben, wir werden autonom arbeitende Maschinen fahren sehen. Hier ist die Innenwirtschaft zum Teil schon weiter. Bestimmte Technologien dieser Konzepte finden bereits heute Eingang in die aktuelle Serientechnik.
Natürlich durften auch Drohnen auf den Feldtagen nicht fehlen. Die Profigeräte für die Landwirtschaft haben mittlerweile Nutzlasten von 30 kg und mehr. Aber auch hier gilt das Gleiche wie bei den Traktoren – die Werkzeuge machen den Unterschied. Das Ausbringen von Saatgut, Spotspraying von Wirkstoffen, Aufnahmen von Pflanzenbeständen in unterschiedlichsten Spektralbereichen oder das Aufsuchen von Wildtieren vor der Ernte sind aktuelle Beispiele. Technisch sind dem Einsatz kaum Grenzen gesetzt. Jedoch gibt es, wie bei den autonomen Fahrzeugen, noch rechtliche Hürden und ungelöste Sicherheitsfragen.
Es bleibt festzuhalten, dass für die Praxis eine Reihe neuer Maschinen und Ger.te zur Verfügung stehen, die für eine nachhaltige Landwirtschaft unentbehrlich werden. Tatsache ist auch, dass die Anwendungspalette von landwirtschaftlichen Arbeiten breiter wird, die Spezialmaschinen und Know-how brauchen.
Dies stellt auch für Lohnunternehmen eine Chance dar. Es bleibt interessant und man darf gespannt auf die nächsten DLG-Feldtage sein, die vom 11. bis 13. Juni 2024 auf dem Gut Brockhof in Erwitte/Lippstadt (NRW) stattfinden.
Dr. Hartmut Matthes
Fotos: Dr. Hartmut Matthes und DLG
Für Nutzer der BLU-App geht es
hier zur Bildergalerie
zur Übersicht