13.07.2022
Interview mit Agrarservicemeisterin Katja Glenk
Katja, Du hast Deine FAS Ausbildung nicht auf dem elterlichen Betrieb absolviert? Warum nicht?
Im elterlichen Betrieb habe ich schon während meiner Schulzeit mitgearbeitet. Für mich war es deshalb wichtig Einblicke in fremde Lohnunternehmen mit ähnlichen Strukturen zu bekommen und Neues zu sehen. Außerdem war es für mich auch aus persönlicher Sicht wichtig, selbständig zu sein und Herausforderungen eigenständig zu meistern. Dafür sind ein fremder Ausbildungsbetrieb und der Abstand von zuhause gut geeignet.
Warum hast Du dich für den ASM entschieden?
Ursprünglich habe ich mir überlegt den Techniker auf meine Ausbildung aufzusatteln. Das hätte aber weitere zwei Jahre Vollzeitschule und Ausfall im Betrieb bedeutet. Die ASM Fortbildung gliedert sich viel besser in den Betriebsablauf ein. Zu den Stoßzeiten konnte ich so immer auf unserem Betrieb mitarbeiten und in der Zeit von November bis Februar konnte ich mich auf die Schule konzentrieren.
Welchen Nutzen bietet der ASM für Dich?
Der ASM ist für mich eine wertvolle Ausbildung, um im Betrieb Verantwortung übernehmen zu können bzw. einen Betrieb führen zu können. Von großem Nutzen waren vor allem die Kenntnisse zur Betriebs- Buch- und Mitarbeiterführung für mich.
Anhand von Fallstudien wurden verschiedene Bereiche analysiert. Zum Schluss musste schließlich eine Fremdbetriebsbeurteilung durchgeführt werden, für die Kenntnisse aus allen Betriebsbereichen notwendig waren. So wird man gefordert sich intensiv mit allen Themen wie Unternehmensführung, Pflanzenbau, Buchhaltung, Personal und Kalkulation auseinanderzusetzen.
Ich bin nach der Fortbildung mit einer anderen Sichtweise auf den eigenen Betrieb zurückgekehrt. Sowohl im Umgang mit den Mitarbeitern, als auch in der Organisation der Betriebsabläufe sind mir Dinge aufgefallen, die ich davor nicht erkannt hatte. Hier kann ich nun ansetzen. Das finde ich wichtig und bringt unseren Betrieb weiter.
Was hat Dir am ASM in Triesdorf gut gefallen?
Wir waren der 6. Jahrgang des ASM und in Triesdorf ist die Fortbildung fachlich kompetent und gut strukturiert aufgebaut. Aber man muss sich ranhalten.
Die 20 Vollzeitwochen, die der ASM über zwei Winterhalbjahre verteilt andauert, sind schon sportlich berechnet, wenn man sich das Wissen anschaut, das in dieser Zeit vermittelt werden soll. Gefallen hat mir vor allem der Austausch mit meinen Kollegen. Diese kamen aus dem ganzen süddeutschen Raum und von Betrieben mit komplett unterschiedlichen Betriebsstrukturen, von der spezialisierten Gülleausbringung bis zu stark von kommunalen Arbeiten geprägten Betrieben war alles dabei. Aber das war gut, der Austausch war sehr positiv und man bekam verschiedenste Einblicke in die Betriebe.
Zwar hat die Gemeinschaft unter den Coronabedingungen etwas gelitten, zeitweise hatten wir nur Onlineunterricht, aber dennoch sind die Gespräche unter Kollegen und mit Lehrkräften sehr hilfreich gewesen. Ich hoffe, die Kontakte bleiben weiterhin bestehen.
Was war das Thema Deiner Abschlussarbeit?
Meine Abschlussarbeit hat sich mit dem Thema Social Media im Lohnunternehmen befasst. Zum einen hat sich das prima in den Arbeitsalltag unseres Betriebes integrieren lassen, zum anderen hat unser Betrieb von meiner Arbeit auch wirklich profitiert.
Unsere Maschinenbeklebungen oder auch unser neues Logo sind unter anderem Ergebnisse dieser Arbeit und diese kommen auch bei unseren Kunden draußen gut an. Auch Auftritte auf Instagram oder WhatÅLs App sind für die Zusammenarbeit in unserer Branche nicht zu unterschätzen.
Unsere Kunden, die Landwirte, sind auch auf diesen Kanälen unterwegs und sehen dort sehr genau was draußen passiert, welche Dienstleistungen wir anbieten und dass unsere Kunden mit unserer Arbeit zufrieden sind. Aber natürlich darf der Aufwand für die Pflege dieser Medien nicht unterschätzt werden.
Welche Aufgaben übernimmst Du heute im elterlichen Betrieb?
Ich übernehme alle Aufgaben, die bei uns im Betrieb anfallen. Am besten gefällt mir jedoch das Pressen. Außerdem bin ich die Sicherheitsbeauftrage in unserem Betrieb.
2019 habe ich zudem die GüKG Ausbildung gemacht und bin in diesem Thema jetzt auf dem neusten Stand. Die Büroorganisation liegt in den Händen meiner Mutter, die hier von uns allen die meiste Erfahrung mitbringt.
Die Auftragsannahme erfolgt ebenfalls über sie. Die Arbeitsaufteilung besprechen wir gemeinsam, wie auch die grundsätzliche Betriebsführung. Durch die Mitarbeit in allen Bereichen wachse ich mehr und mehr in alle Aufgaben hinein und werde so in Ergänzung zu meinem eigenen Wissen optimal auf die Weiterführung des Betriebes vorbereitet.
Welche Pläne hast Du für die Zukunft eures Lohnunternehmens?
Ich möchte den Betrieb, den meine Eltern aufgebaut haben, fortführen. Dabei ist mir wichtig, die Dienstleistungen, die gut bei uns laufen, weiterzuführen und wenn möglich beständig zu wachsen. Vor allem werde ich stets im Auge behalten, dass der Betrieb weiterhin auf gesunden Beinen steht.
www.lohnunternehmen-glenk.de
Katja, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!
VdAW Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft e. V.,
Baden-Württemberg

Das Lohnunternehmen Glenk
ist seit 2015 Mitglied in unserer Fachgruppe, hat seinen Sitz in Schrozberg und bietet neben der Aussaat von Mais, Zuckerrüben, Raps und Hirse den Silagetransport und das Silowalzen an. Zudem zählen das Dreschen von Getreide, Hülsenfrüchten, Körnermais und CCM sowie das Pressen von Heu und Stroh zu den Dienstleistungen des Lohnunternehmens, das 3 Festangestellte und einige Aushilfskräfte beschäftigt.
Außerdem bietet Glenk mit seiner mobilen Mühle das Mahlen von Getreide und Mais an. Hier, wie auch in der Gras- und Maishäckselkette, arbeitet das Lohnunternehmen mit Berufskollegen zusammen, was seit Jahren sehr gut funktioniert.
Ursprünglich aus einem landwirtschaftlichen Betrieb entstanden, wurde das Lohnunternehmen von Inge und Werner Glenk, der selbst Landwirt und Landmaschinenmechanikermeister ist, im Jahre 2000 gegründet. Jetzt steht mit Tochter Katja Glenk erfreulicherweise schon die nächste Generation in den Startlöchern.
Katja Glenk, 25 Jahre alt, hat nach dem Realschulabschluss die Berufsschule in Crailsheim besucht und 2016 den Abschluss zur FAS absolviert. Auf dem Lehrbetrieb von Frank Scholz (Präsident Landesverband Hessen des BLU) in Linsengericht hat sie ihr zweites und drittes Lehrjahr verbracht und dort von der Aussaat über die Düngung bis hin zur Silage und Getreideernte alle wichtigen Arbeiten kennengelernt.
Über die Kontakte ihres Ausbildungsbetriebs wagte sie 2017 schlie.lich den Sprung in ein Lohnunternehmen in Oklahoma, dessen Schwerpunkt das Dreschen der vielfältigsten Fruchtarten in verschiedensten Regionen der USA war. Beginnend in Oklahoma zog die Dreschkolonne über mehrere Bundesstaaten bis an die kanadische Grenze und wieder zurück. Gedroschen wurde was reif war, von Hirse über Raps, Leinsamen, Mais, Weizen bis hin zur Baumwolle. Geschlafen wurde im Camper. Ein Leben auf Achse – im wahrsten Sinne des Wortes – und eine neue Erfahrung wie ein Lohnunternehmen unter ganz anderen als den hiesigen Bedingungen betrieben werden kann.
Katja kehrte nach fast drei Jahren mit einer Vielzahl von Eindrücken und neuen Erfahrungen in den elterlichen Betrieb zurück und stieg dort in die Alltagsarbeit ein.
2020 hatte sie die Vorrausetzungen für den Antritt zur ASM Fortbildung erfüllt und drückte in Triesdorf und coronabedingt leider auch im Homeschooling erneut die Schulbank. |
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