Biogas braucht Zukunft
Sehr geehrter Herr Minister Özdemir,
Biogas hat sich in den vergangenen Jahren zu einer festen Größe in der Energieversorgung Deutschlands entwickelt. Etwa 10.000 Anlagen mit einer installierten Leistung von fast 6.000 MW sind zum wichtigen Bestandteil der Energiewende geworden. Biogas hat einen Anteil von fast 9 % am Primärenergieverbrauch, ist aber gegenüber Wind- und Sonnenenergie in der Produktion aufwendiger und teurer. Biogasanlagen haben im Vergleich zu vielen anderen erneuerbaren Energien entscheidende Vorteile, weil sie bereits flächendeckend im Betrieb sowie grund- und vor allem auch spitzenlastfähig sind.
In Politik und Gesellschaft wird intensiv über Vor- und Nachteile, aber auch über die notwendigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen diskutiert. Trotz der Versorgungssicherheit mit Strom und Wärme ist zu befürchten, dass viele Biogasanlagen mit Auslaufen der EEG-Konditionen an die Grenzen der Wirtschaftlichkeit geraten. Den Betreibern fehlt es an Perspektive: die Ausschreibeverfahren für Strom aus Biogasanlagen sind überzeichnet, Einspeisevergütungen auch auf dem freien Markt nicht immer kostendeckend.
Ein Rückgang der Biogasanlagen würde den Strukturwandel im gesamten Agrarbereich verstärken, von dem auch unsere Branche betroffen wäre. Die Ver- und Entsorgung der Biogasanlagen hat sich zu einem wichtigen Standbein für die Branche Lohnunternehmen entwickelt. Neben der Ernte und Logistik von mehr als 1 Mio. Hektar Silomais und anderer Energiepflanzen bringen auch Transport und Ausbringung von Gärsubstraten sowie der Anbau der Ackerkulturen den Dienstleistern wichtige Umsätze.
Wenn 70% der Anlagenleistung aus der Produktion fallen, verlieren die deutschen Lohnunternehmen Umsätze von mindestens 400 Mio. Euro jährlich. Damit verbunden ist der Verlust von mindestens 3.000 festen Arbeitsplätzen auch in strukturschwachen Gebieten und eine erhebliche Wertminderung bei der Agrartechnik.
Bundeswirtschaftsminister Habeck hat kürzlich mit einem Statement zur zukünftigen Ausrichtung im Biogas einen Hoffnungsschimmer für die Branchen ausgesendet. Danach sollen Anlagen, die nach Tagesbedarf flexibel Strom und Wärme produzieren können, weiterhin eine wirtschaftliche Perspektive erhalten. Diesen Vorstoß begrüßen wir ausdrücklich, er sollte nun aber auch zügig mit zukunftsfähigen Rahmenbedingungen für die Biogasbranche flankiert werden.
Bitte nehmen auch Sie sich der Problematik positiv an und unterstützen Sie Biogas als zentrales Element der Landwirtschaft und wichtige grüne Energiequelle des ländlichen Raums.
Für Rückfragen stehe ich gerne zu Ihrer Verfügung.
Rainer Strompen
BLU-Präsident