In einigen Regionen in Deutschland hat das Sturmtief Sebastian erhebliche Schäden angerichtet. Der Sturm hat vor allem den Maisbeständen stark zugesetzt. Vielerorts führen die liegenden Maispflanzen zu stark erschwerten Erntebedingungen. Teilweise können die Bestände nur aus einer Richtung abgeerntet werden oder es entstehen vermehrt Verstopfungen, folglich steigt der Zeitaufwand für die Ernte deutlich an. Die sinkende Flächenleistung führt bei einer leistungsbezogenen Abrechnung, zum Beispiel nach Hektar- oder Tonnageleistung, zu deutlich geringeren Stundenumsätzen.
Praktiker berichten, dass sich mancherorts die Flächenleistung beim Mais häckseln um 50 % gesunken, der Dieselverbrauch aber um 50 % gestiegen ist. In diesen Fällen ist es unbedingt notwendig die Abrechnung an die Erntebedingungen anzupassen. In diesem Jahr kann die Flächenleistung von einem 8-reihigen Häcksler auf unter 1 Hektar die Stunde sinken. Ohne eine Preisanpassung an diesjährige Flächenleistungen können bei einer leistungsorientierten Abrechnung die Kosten für den Häcksler nicht gedeckt werden. Die folgende Grafik verdeutlicht, wie die Preise pro Hektar ansteigen müssten um die sinkende Flächenleistung abzudecken. Dafür wurde beispielhaft ein Maishäcksler kalkuliert
Abbildung 1: Kosten- und Umsatzentwicklung eines Maishäckslers
In der Abbildung wird verdeutlicht, welche Flächenleistung benötigt wird um die Maschinenkosten abzudecken. In diesem Fall wäre eine Flächenleistung von ungefähr 1,5 - 2 ha/h notwendig, damit der Dienstleistungserlös die Kosten für den Maishäcksler übersteigt. Wenn die Flächenleistung auf 1 ha/h sinkt, würden dem Lohnunternehmer hier pro Stunde circa 100 € für eine Kostendeckung fehlen.
Die Erschwernisse führen 2017 auch zu erhöhten Kosten, wobei folgende Aspekte für die notwendigen Anpassungen der Arbeitspreise ausschlaggebend sind:
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höherer Anteil Leerfahrten/Rangierfahrten
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höherer Dieselverbrauch
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erhöhter Verschleiß durch den Einzug von Erde
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Ernte nur in einer Fahrtrichtung
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nasse Witterungsbedingungen
Schwierige Erntebedingungen führen zwingend zu einer Anpassung der Arbeitspreise! Selbstverständlich ist die Diskussion mit dem Kunden auch nicht einfach!
Folgende Hinweise sind aber gestattet:
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Sturmschäden in Ackerkulturen zählen zu den Elementarschäden, für die Versicherungen bedingt das Risiko übernehmen. Entsprechend trägt der Landwirt selbst das Risiko „höhere Gewalt“ unabhängig davon, ob die Arbeiten vom Lohnunternehmen oder in Eigenmechanisierung durchgeführt werden. Risiko steht also in jedem Fall für Zusatzkosten.
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Gegenüber schwierigen Erntebedingungen zeigen Landwirte bei günstigen Verhältnissen eine deutlich höhere Bereitschaft für eine „leidenschaftliche“ Diskussion um die Arbeitspreise. Im Rahmen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit sollte man „Freud und Leid“ gerecht teilen, wobei dieses am einfachsten mit Mischpreisen aus Stunden- und Hektarsatz gelingt.
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Der Wettbewerb in der Maisernte ist ausgeprägt und vielen Landwirten ist das geduldige Warten auf den Lohnunternehmer lästig oder unbekannt. Die Erntekampagne kann abrupt zu Ende gehen und beim Dienstleister lange Gesichter hinterlassen, weil fest eingeplante Flächen vom Konkurrenten geerntet wurden und eine Umsatzlücke entstanden ist.
Scheuen Sie sich im eigenen Interesse nicht, eine zwingend notwendige Preisanpassung vorzunehmen, um unangenehme Überraschungen am Ende des Jahres zu vermeiden!